Warum Birgitt Morrien 2021 vor dem Kölner Dom ein dickes Ei legen möchte und was es damit auf sich hat. Seit 25 Jahren unterstützt die Senior Beraterin und Buchautorin Menschen darin, ihre Vision zu finden und zu verwirklichen. Dies ist ihre Vision. Was meinen Sie, was wächst in dem Ei heran, das diese Zeit so dringend braucht, um den Wandel zu bewältigen, der uns so fordert?
Was uns die Richtung weist
Mein Vorfahre Ferdinand Reichsfreiherr von Morrien hat dem Dreikönigsschrein, dem Herzstück des Kölner Doms, im 17. Jahrhundert einen goldenen sechszackigen Stern mit Diamanten* geschenkt und dafür eines seiner zahlreichen westfälischen Anwesen verkauft.
Damit sicherte sich der gewiefte Reputationsmanager mit eigener Legende den Eintrag in die Annalen: Die Morriens, so die Story, seien Abkömmlinge eines der Hl. Drei Könige. In geradezu Trump’scher Manier galt es, über das pure Vermögen hinaus durch ruhmreiche Abstammung zu glänzen.
Der Stern hat sich im Laufe der Jahrhunderte in den weiten Räumen meiner Erinnerung zu neuer – eirunder – Form gewandelt und ist über die Zeit zudem sehr gewachsen.
Da später gestohlen, findet sich dort, wo ursprünglich der Stern angebracht war, jetzt nur noch eine ovale Leerstelle. Das ist fatal, denn mit dem verloren gegangenen Stern scheint der Kirche auch der Sinn für die eigene Richtung verloren gegangen zu sein. Vor allem der gute Glaube.
Da braucht es offenbar die Schenkung der Nachfahrin. Zwar gibt das Ei die neue Richtung noch nicht preis. Die Zukunft selbst ist noch darin verborgen. So heißt es zuwarten und glauben, was jedes Kind weiß, dass sich das neue Leben irgendwann wie von selbst Bahn bricht.
Während im Ei das neue Leben heranwächst, gibt es für uns nichts zu tun. Im Gegenteil, wir dürfen uns zurücklehnen und darauf vertrauen, dass das neue Leben im Innern des Eis ohne unser Zutun gedeiht.
Produktives Nicht(s)tun
Unsere Aufgabe ist nun das sinnstiftende Trödeln. Wir nehmen Abschied von dem Wahn, die Dinge nur im ständigen Schaffen und Tun bewegen und bewirken zu können. Ein Wahn, der uns alle an den Rand gebracht hat und droht, die Welt gegen die Wand zu fahren.
Da ist das organische Prinzip des Werdens und Wachsens als inspirierendes Moment aufzugreifen, das alle Bereiche des Lebens einbezieht. Die Gleichzeitigkeit von Stärke und Schwäche als stärkstes Prinzip ist neu zu entdecken und anzuerkennen: Die physikalisch stabilste Form, das Ei, ist zugleich extrem fragil.
Die einseitige Fokussierung auf das Tun, männlich konnotiert, wird in diesem Wissen ergänzt durch das Vermögen, lebensmächtig zu empfangen – ein Vermögen, dem Weiblichen zugeordnet, der Matrix (lat. für Gebärmutter, Stamm-Mutter) allen neuen Lebens.
Wir dürfen lauschen, was wird, dürfen die Schale sanft berühren. Dürfen erahnen, was wird, während die Welt draußen stillsteht und ausharrt, vollkommen gegenwärtig zuwartet.
Das Prinzip DreamGuidance
Seit 25 Jahren stärke ich Coachees (Klient*innen / Ratsuchende) darin, ihre Vision zu finden und Vertrauen darin zu fassen, dass es verlässliche Prozesse sind, ewig alt, die immer gleich das Neue werden lassen. Das Ei lehrt uns, an das zu glauben, was wir aus Erfahrung wissen: Es wird!
Auch für die Karriere gilt, was die Kontrollpsychologie bestätigt hat, der Glaube entscheidet über das Gelingen. Würde der Mandelkern seine Zukunft träumen, sähe er sich selbst vielleicht als stattlichen Apfelbaum.
Es braucht also ein Wissen um die eigene Bestimmung, der das Bild von Zukunft folgt. Dieses innere Wissen nutze ich mit DreamGuidance und bringe es als Vision gezielt ans Licht.
Um nicht verloren zu gehen, wenn wir uns auf den Weg machen, braucht es den (verloren gegangenen) Stern, das innere Bild von Zukunft, ein starkes Gefühl dafür.
Nur so kann sich die Kraft des Glaubens voll entfalten, die es dauerhaft braucht, um den Herausforderungen gewachsen zu sein, die die Entwicklung des Neuen mit sich bringen kann.
Die jahreszeitlichen Zyklen machen es uns seit Jahrmillionen vor. So geht Leben! Es gibt Zeiten des Schaffens und Zeiten der Stille. Das Ei spricht die Sprache der Stille.
Das Zukunftsversprechen
Das Ei verschließt sich den neugierigen Blicken. Es birgt ein Geheimnis, das sich die Zeit nimmt, die es eben braucht, bevor es sich offenbart. Das Ei ist ein Zukunftsversprechen.
Dieses Versprechen findet als Ei seinen besonderen Platz genau dort, wo Frauen als Vertreterinnen des weiblichen Prinzips seit jeher von allen Ämtern in den Zentren der Macht ausgeschlossen werden.
Ausgeschlossen sind sie und es nicht wert, führend zu wirken. Und wer dies nicht darf, droht als Geschlecht unsichtbar zu werden. Und wer unsichtbar ist, kann kein Recht geltend machen, wenn ihr Unrecht geschieht.
Auf dem Domplatz wurde vor fünf Jahren in der Silvesternacht zeitgleich Hunderten Frauen von Hunderten Männern Gewalt angetan. Sexualisierte Gewalt zudem, die es auf die Würde des Weiblichen abgesehen hatte.
Die kollektive Demütigung von Frauen im Schatten des Doms bündelte jene Dominanzstrukturen, von denen wir im Alltag als vermeintliche Einzelschicksale hören. Doch offenbaren allein mehr als 300 in einem Jahr durch ihre (Ex-)Partner ermordete Frauen die strukturelle Dimension von Verhältnissen, die Mädchen und Frauen ausblenden und ausliefern.
Organische Transformation
Auf dem Domplatz steht das Ei in voller Größe. Mit seinen 30 Metern Höhe zwar klein, verglichen mit den Ausmaßen der Kathedrale. Doch ist dies nur ein Anfang, der darauf zielt, Ausgleich zu schaffen im Laufe der Zeit.
Wo sich der Dom aufreckt und dies ebenso machtvoll wie starr tut, wächst an seinem Fuße das neue Leben heran. Der Dualität der beiden Türme, der Polarisierung, die dieses oder jenes meint, stark oder schwach ist, ordnet es mit dem Ei das Dritte zu. Im Ei vereinen sich Werden und Vergehen. Schlüpft das neue Leben, reißt die alte Haut. Kein Leben ohne Sterben. Das ist das Prinzip organischer Transformation.
Auf dem Domplatz lege ich das Ei zu einem Zeitpunkt, der uns mit Corona in bisher ungekannter Weise die Grenzen globaler Kontrolle aufzeigt. Dem gefährlichen Virus, fatale Folge einseitiger struktureller Ausbeutung, Süden durch Norden, Frauen durch Männer, Tiere durch Menschen, wird mit dem Ei ein Zeichen des Lebens entgegengestellt.
Auf dem Domplatz findet das Ei seinen Platz. Inmitten von Krise verspricht es uns lebendige Zukunft mit einer zärtlichen Geste von Stärke, die niemanden dominieren, wohl aber alle beschenken will.
Auf dem Domplatz liegt das Ei als zutiefst analoges Zeichen, jetzt, wo die Hypervirtualisierung an Fahrt gewinnt. Während sich das Ei transglobal verbreitet, liegt es als kathedraler Akt still da, rührt sich nicht und bleibt von alledem wie unberührt.
Emotionale Souveränität
Auf dem Domplatz hat mit dem Ei die Lehre emotionaler Souveränität ihren Platz gefunden. Von hier aus strahlt sie in die Welt und fordert die Menschen auf, sich darin zu üben, ihren Glauben zu erneuern. Den Glauben daran, dass auch nimmermüde Aktivität ruhen darf in dem tiefen Wissen, dass es geschieht!
Auf dem Domplatz umarmen sich die Gegensätze und stimmen das Lied an, das uns durch das neue Jahrtausend führen wird. Noch kennen wir den Text nicht, den wir dazu singen werden. Aber wir dürfen gewiss sein, das sich uns das Geheimnis beizeiten lüften wird.
Kathedrale Akte der Befreiung
Dem Dom folgen Notre-Dame und Chartres, nach und nach die Kirchen dieser Welt. Überall werden die Eier gelegt. Auch vor Unternehmen und Institutionen. Und wie unterschiedlich auch immer die Architektur sein mag, allen gleich ist der Abschied von einem alten Geist, der mit dem Fußtritt gegen die Zärtlichkeit sich selbst ins Aus gesetzt und größter Gefährdung ausgeliefert hat.
Das Geheimnis des neuen Glaubens kommt aus dem Innern und wächst in der Stille. Dem Ei kommt die vornehme Aufgabe zu, unsere Zeit in dieser Weise zu inspirieren. Denn so groß die Kathedralen sind, so klein ist ihr Glaube. Die Karriere der Kirchen und Institutionen steckt in einer großen Krise, die – weil sie Glück hat – mit dem Ei ihr rettendes Lebenszeichen gefunden hat. Ein Geschenk des Himmels und der Erde. Was auch immer aus dem schweren Ei schlüpfen mag, es wird fliegen!
PS: Die Schenkung wird finanziert aus Fördermitteln, die die zu gründende Morrien Foundation für organische Transformation einholt. Sämtliche Erlöse, die über die Jahre aus der Kunstaktion generiert werden, fließen ebenfalls in die Stiftung.
Literaturhinweis: *Legendenbildung für die Reputation: Morriens Marketing-Coup der frühen Neuzeit
Ursprünglich veröffentlicht auf: coaching-blogger.de